Glossar

 

A | D | F | H | I | K | L | M | O | P | R | S | T | U | V | W | Z

A

Aphasie
Durch eine Hirnschädigung der sprachdominanten Gehirnhälfte (häufig durch einen Schlaganfall verursacht), kann es zu einer zentral bedingten Störung der Sprache kommen. Diese wird als Aphasie bezeichnet und meint damit eine erworbene Sprachstörung nach Abschluss des Spracherwerbs. Die verschiedenen sprachlichen Leistungen können hierbei in unterschiedlichem Ausmaß betroffen sein und lassen sich klassisch u.a. in vier Syndrome aufteilen.

Die globale Aphasie ist die schwerste Form der aphasischen Störungen und verursacht häufig eine sehr schwere Beeinträchtigung der Kommunikation. Sie betrifft alle sprachlichen Ebenen. Leitsymptome sind ein schwer eingeschränktes Sprachverständnis, eine stark reduzierte Sprachproduktion und das Auftreten von Sprachautomatismen. In einigen Fällen können zusätzlich eine Dysarthrie und/oder Sprechapraxie auftreten.

Die Broca-Aphasie fällt insbesondere durch deutliche Beeinträchtigungen bezüglich der Sprachproduktion auf. Betroffene sprechen stark verlangsamt, monoton, in unvollständigen Sätzen (Telegrammstil) und mit großer Sprachanstrengung. Es kommt ebenso zu vielen Lautverwechslungen (phonematische ParAphasien).

Die Wernicke-Aphasie äußert sich charakteristisch durch ein stark eingeschränktes Sprachverständnis bei gleichzeitig gut erhaltenem Sprachfluss. Nicht selten kommt es zu einer überschießenden Sprachproduktion. Die Sprachmelodie (Prosodie) sowie die Artikulation sind gut erhalten. Die Sätze allerdings sind meist sehr lang, verschachtelt und verkompliziert und auch andere grammatische Kompetenzen bezüglich des Wortbaus sind betroffen (Paragrammatismus). Es kommt oft zu Laut- und/oder Wortvertauschungen. Patienten mit Wernicke-Aphasie gelingt es somit häufig nicht, den jeweiligen Gedanken sprachlich eindeutig mitzuteilen.

Bei der amnestischen Aphasie kommt es insbesondere zu starken Wortfindungsstörungen und damit verbunden zum Einsatz von Ersatzstrategien, die sich unter anderem durch Umschreibungen, inhaltsarme Redefloskeln, Satzabbrüche äußern. Der Sprachfluss ist zumeist gut erhalten und der Satzbau in der Regel intakt. Das Sprachverständnis ist nur selten beeinträchtigt und die Kommunikationsfähigkeit ist trotz der Einschränkungen gut erhalten.

Eine eindeutige Zuordnung zu einem der aufgeführten Syndrome ist jedoch oftmals nicht möglich, da Reinformen selten auftreten. Die Einzelfalldiagnostik bleibt somit erforderlich, um die anschließende Therapie optimal auf die individuellen Bedürfnisse des jeweiligen Patienten abstimmen zu können.

Aphonie:
Die Phonation (Stimmgebung) ist so stark beeinträchtigt, dass dies zu einem Verlust der Stimme führt.

auditive Merkspanne:
Die auditive Merkspanne bezeichnet die Hörmerkspanne. Sie hat Einfluss auf die Entwicklung der zentral-auditiven Teilbereiche Synthese und Analyse.

D

Dysarthrie/Dysarthrophonie:
Eine Dysarthrie/Dysarthrophonie ist eine neurologisch bedingte Störung des Sprechens, welche die Steuerung und Ausführung von Sprechbewegungen beeinträchtigt. Die Bereiche Atmung, Stimmgebung, Artikulation und Prosodie können in unterschiedlicher Ausprägung betroffen sein, je nach Lokalisation der Hirnschädigung. Die Dysarthrie/Dysarthrophonie ist klar von der Aphasie und insbesondere von der Sprechapraxie abzugrenzen.

Dysgrammatismus:
Der Dygrammatismus bezeichnet eine Störung der Grammatik, sowohl auf rezeptiver Ebene (Beeinträchtigung des Sprachverständnisses für Sätze, komplexe Satzstrukturen) als auch auf expressiver Ebene (Beeinträchtigung der Produktion des Wort- und Satzbaus). Die grammatikalischen Kompetenzen werden grundsätzlich in die Bereiche Morphologie und Syntax unterteilt.

Der Bereich Morphologie betrifft den Wortbau, die Wortbildung, sowie die Wortarten (z.B. Verbflexion, Pluralbildung, Artikeleinsatz, Bildung von Vergangenheitsformen).Der Bereich Syntax betrifft den Satzbau (z.B. Bildung vollständiger Sätze, korrekte Wortanordnung im Satz (Verbzweitstellung), Produktion von komplexen Satzstrukturen, wie Nebensätze oder Passiv).Bei vorliegendem Dysgrammatismus ist die Erzählkompetenz eines Kindes eingeschränkt. Dies wirkt sich nicht nur auf die alltägliche Kommunikation, sondern folglich auch auf schulisch relevante Fähigkeiten aus.

Dysphagie:
Dysphagie bezeichnet die Störung des Schluckaktes. Es gibt verschiedene Ursachen für das Auftreten einer Dysphagie (wie z.B. Schlaganfall, Schädel-Hirn-Trauma, degenerative Erkrankungen, in Folge von Bestrahlungen, etc.).Der Schluckakt wird chronologisch in die verschiedenen Phasen präorale/orale Phase (willkürlich = willentlich steuerbar), pharyngeale Phase (reflektorisch = nicht mehr willentlich steuerbar), ösophageale Phase (reflektorisch = nicht willentlich steuerbar) unterteilt, die ineinander greifen und sich gegenseitig bedingen. 

Eine Dysphagie in der präoralen/oralen Phase liegt dann vor, wenn z.B. der Lippenschluss, die Kaubewegungen, die Formung und Platzierung des Speisebreis (=Bolus) auf der Zunge, die Zungenspitzenhebung, etc. gestört sind. Eine Störung in dieser Phase kann beispielsweise zu einem vorzeitigen Abgleiten der Nahrung in den Rachen und damit zum „Verschlucken“ (Penetration, Aspiration) führen oder dazu, dass der Schluckreflex nicht oder verzögert ausgelöst wird. In diesem Fall ist ein Abschlucken der Nahrung nicht oder nur erschwert möglich. Wenn sich durch eine Störung in der oralen Phase ein „Verschlucken“ ergibt, dann spricht man von einer prädeglutitiven Penetration/Aspiration (vor dem Schluckreflex verursacht).

Eine Dysphagie in der pharyngealen Phase liegt dann vor, wenn z.B. die Zungenschubkraft vermindert ist, das Gaumensegel den Nasenrachenraum nicht vollständig abschließt, die wellenartige Bewegung der Rachenhinterwand vermindert ist. Dies kann beispielsweise dazu führen, dass Nahrungsreste oberhalb des Kehlkopfes zurückbleiben, feste Nahrung nur schwer oder gar nicht abgeschluckt werden kann, Reste der Nahrung an der Rachenhinterwand zurückbleiben oder Nahrung in den Nasenrachenraum gelangt. Wenn sich durch eine Störung in der pharyngealen Phase ein „Verschlucken“ ergibt, gleichzeitig mit dem Auslösen des Schluckreflexes, spricht man von einer intradeglutitiven Penetration/Aspiration. Ergibt sich das „Verschlucken“ in dieser Phase nach dem Auslösen des Schluckreflexes spricht man von einer postdeglutitiven Penetration/Aspiration.

Eine Dysphagie in der ösophagealen Phase liegt dann vor, wenn z.B. die reflektorische Wellenbewegung der Speiseröhre, die den Speisebrei in den Magen befördert, gestört ist.

Neben der Behandlung der Schluckstörung an sich, ist auch die therapeutische Mundhygiene für die Dysphagietherapie ein zentraler Baustein.

Dysphonie:
Unter Dysphonie versteht man eine Störung der Stimme, die bei jeder Einschränkung der Stimmlippenleistungsfähigkeit auftritt und sowohl organisch als auch funktionell bedingt sein kann. Man unterteilt die Dysphonie in verschiedene Erscheinungsformen.

Bei der hyperfunktionellen Dysphonie liegt zu viel muskuläre Spannung vor, wodurch der Stimmklang heiser, gepresst, hart, verhaucht, rau, resonanzarm und knarrend sein kann. In den meisten Fällen liegen ein Räusperzwang und/oder ein ausgeprägtes Trockenheitsgefühl, sowie Missempfindungen oder Schmerzen im Kehlkopfbereich vor. Die Beschwerden nehmen bei zunehmender Stimmbelastung zu.

Die Taschenfaltenstimme stellt eine Extremform der hyperfunktionellen Dysphonie dar.Bei der hypofunktionellen Dysphonie liegt zu wenig muskuläre Spannung vor. Es kommt vor allem zu schneller Stimmermüdung bei geringer Stimmintensität. Der Stimmklang kann heiser, verhaucht, belegt, leise und resonanzarm sein. Beim Sprechen wird eine deutlich erhöhte Anstrengung empfunden.

Bei der gemischten Dysphonie liegen sowohl hyper– als auch hypofunktionelle Anteile kombiniert vor.

Durch eine Stimmstörung wird die Kommunikation in unterschiedlicher Art und Weise beeinträchtigt, sowohl bezüglich der alltäglichen als auch der beruflichen Kommunikation, was besonders in Sprechberufen existentielle Auswirkungen haben kann.

F

funktionell:
Der Begriff funktionell bezieht sich auf die Funktionsleistung an sich.
Bei einer funktionell bedingten Störung sind die Organe nicht krankhaft verändert, sondern in deren Funktion beeinträchtigt.

H

Die Bezeichnung hyper bedeutet zu viel.

hypo-:
Die Bezeichnung hypo bedeutet zu wenig.

I

infantiles Schluckmuster:
Der Begriff infantiles Schluckmuster bedeutet frühkindliches Schluckmuster und bezeichnet eine Vorverlagerung der Zunge beim Schlucken, die bis zum Durchbruch der ersten Zähne normal ist. Mit voranschreitender Entwicklung sollte sich das infantile Schluckmuster zurückbilden. Ist dies nicht der Fall, liegt eine behandlungsrelevante Störung des Schluckaktes vor.

K

konstitutionell:
konstitutionell bedeutet im medizinischen Zusammenhang anlagebedingt und bezieht sich damit auf ein Zusammenspiel verschiedener Faktoren.

L

Lese-Rechtschreib-Schwäche (LRS):
Unter einer Lese-Rechtschreib-Schwäche (LRS) versteht man eine Entwicklungsstörung, welche sich massiv auf die schulischen Leistungen auswirkt. Oftmals geht sie mit Sprachentwicklungsstörung en und/oder Defiziten innerhalb der phonologischen Bewusstheit einher. Die Vorausläuferfähigkeiten, die für den korrekten Lese-Rechtschreiberwerb relevant sind, sind oftmals nicht ausreichend entwickelt. Bei einer LRS ist es problematisch, gesprochene in geschriebene Sprache (Schreiben) und geschriebene in gesprochene Sprache (Lesen) umzuwandeln. Auch das Lesesinnverständnis (Erfassen von Textinhalten), sowie das Niederschreiben von Gedanken (z.B. bei einem Aufsatz) sind beeinträchtigt. Die hierbei entstehende Problematik bleibt oftmals bis in das Erwachsenenalter bestehen. Eine spontane Überwindung ist ohne therapeutische Unterstützung nicht zu erwarten.

M

Mutation:
In der Logopädie bezeichnet der Begriff Mutation den Stimmbruch, der sowohl bei Jungen als auch bei Mädchen im Rahmen der Pubertät auftritt.

myofunktionell:
Der Begriff myofunktionell bezeichnet die Funktion bzw. das Zusammenspiel der Muskeln (myo = Muskel) im Gesichts- und insbesondere im Mundbereich.

O

organisch:
Der Begriff organisch bezieht sich auf das Organ an sich.
Ist ein Organ krankhaft verändert, bezeichnet man die daraus resultierende Störung als organisch bedingt.

orofazial:
Der lateinische Begriff orofazial setzt sich zusammen aus oro für Mund und fazial für Gesicht und meint damit den Mund und das Gesicht betreffend.

P

phonetische Störung:
Eine phonetische Störung bezeichnet die Unfähigkeit, einen Laut oder mehrere Laute (Phoneme) zu bilden (z.B. wird der Laut /s/ gelispelt, weil er nicht korrekt bildbar ist).

phonologische Bewusstheit:
Die phonologische Bewusstheit beschreibt die Fähigkeit, Sprache so zu analysieren und zu manipulieren, dass mit den einzelnen Lautstrukturen gearbeitet werden kann, ohne auf die Bedeutung des einzelnen Wortes einzugehen (metasprachliches Wissen = der Sprache übergeordnet). Man unterteilt in die phonologische Bewusstheit im weiteren Sinne (Silbenklatschen, Reimbildung) und in die phonologische Bewusstheit im engeren Sinne (Lautanalyse zur Lautidentifikation und zur Bestimmung der Position des Lautes im Wort, Lautsynthese zur Zusammensetzung einzelner Laute zu einem Wort, Ergänzung fehlender Laute). Ein Kind, das beispielsweise die Position eines Lautes im Wort nicht bestimmen kann, kann folglich auch nicht entscheiden, an welcher Stelle es den Laut im Wort niederschreiben muss. Somit bildet die phonologische Bewusstheit die Grundlage für einen reibungslosen Erwerb von Lesen und Schreiben und beinhaltet die verschiedenen Vorausläuferfähigkeiten für Lesen und Schreiben.

phonologische Störung:
Der Lauterwerb verläuft insoweit auffällig, dass die Sprachlaute zwar grundsätzlich korrekt gebildet werden können, sie jedoch fehlerhaft eingesetzt werden. Es kommt zu Vertauschungen, Ersetzungen und/oder Auslassungen von Lauten/Silben (z.B. „Tanne“ statt „Kanne“; „Krommel“ statt „Trommel“; „Nane“ statt „Banane“).

Poltern:
Poltern ist eine kombinierte Sprech- und Sprachstörung, die sich zumeist durch Wiederholungen, fehlendes Störungsbewusstsein, eine vergleichsweise geringe Konzentrations- und Aufmerksamkeitsspanne und das Auftreten von Teilleistungsstörungen (wie z.B. auditive/visuelle Wahrnehmungsstörung, Lese-Rechtschreibschwäche, etc.) äußert.
Im Zusammenhang mit Poltern kann auch ein zu hohes Sprechtempo, eine unrhythmische Sprechweise und Sprechatmung, eine Artikulationsstörung, eine monotone Sprechweise und/oder unstrukturiertes, ungeordnetes Denken auftreten.
Poltern ist klar vom Stottern abzugrenzen.

pragmatisch-kommunikative Störung:
Pragmatik und Kommunikation bezeichnen die Lehre vom sprachlichen Handeln, vom Dialogverhalten (z.B. Blickkontakt, Zu- und Hinhören, Interaktion) und bildet folglich die Grundlage für die Sprachentwicklung. Bei einer Störung auf pragmatisch-kommunikativer Ebene ist das Kommunikations- oder Dialogverhalten gestört.

psychogen:
Der Begriff psychogen meint im Zusammenhang mit einer Krankheit/Störung, dass diese psychischer Ursache (psychogen bedingt) ist.

R

Rhinolalie:
Im Gegensatz zur Rhinophonie bezeichnet die Rhinolalie nicht den veränderten Stimmklang, sondern die Lautbildung (Artikulation), die durch zu viel oder zu wenig Nasenresonanz geprägt ist.

Rhinophonie :
Die Rhinophonie beschreibt den veränderten Stimmklang bei zu starker oder zu schwacher Nasenresonanz. Dies kann sowohl organische (z.B. vergrößerte Rachenmandeln, angeschwollene Nasenmuscheln) als auch funktionelle (z.B. Schonhaltung nach Operationen, Gewohnheit) Ursachen haben. Man unterscheidet zwischen Rhinophonia aperta (offenes Näseln), Rhinophonia clausa (geschlossenes Näseln) und Rhinophonia mixta (gemischtes Näseln).

Bei der Rhinophonia aperta schließt das Gaumensegel während der Stimmgebung den Nasenrachenraum vom Rachenraum unvollständig oder gar nicht ab. Es entsteht ein hypernasaler Stimmklang.

Bei der Rhinophonia clausa hingegen ist das Gaumensegel dauerhaft gespannt und schließt den Nasenrachenraum konstant vom Rachenraum ab. So ist eine physiologische Bildung der Nasallaute (/m/, /n/, /ng/) nicht mehr möglich. Es entsteht ein hyponasaler Stimmklang.

Die Rhinophonia mixta stellt eine Mischform des offenen und geschlossenen Näselns dar. Es kommt sowohl zur Stimmgebung mit zu viel als auch mit zu wenig nasaler Resonanz.

S

Schreiknötchen:
Als Schreiknötchen bezeichnet man eine Verdickung in der Mitte der Stimmlippen, die durch überhöhte stimmliche Belastung im Kindesalter entstehen kann.

Sprachentwicklungsstörung (SES):
Die Sprachentwicklung verläuft abweichend, nicht verzögert. Sie weist in diversen Bereichen (z.B. Sprachverständnis, Worterwerb, Satzbildung) Störungen auf.

Sprachentwicklungsverzögerung (SEV):
Die Sprachentwicklung verläuft in korrekter Reihenfolge, ist jedoch zeitlich verzögert.

Sprechapraxie:
Die Sprechapraxie ist eine neurologisch bedingte Störung des Sprechens, welche die Programmierung und Anordnung von Sprechbewegungen beeinträchtigt. Die Möglichkeit zur Bildung korrekter Laute wäre grundsätzlich vorhanden; das jeweilige Programm für die auszuführende Bewegung allerdings funktioniert nicht zuverlässig. Art und Ausmaß der Fehlbildungen ist somit nicht immer gleich. Neben der Inkonstanz der Fehlbildungen sind auch die Beeinträchtigungen bezüglich der Prosodie und die artikulatorischen Suchbewegungen, die das Sprechverhalten merklich beeinträchtigen, charakteristisch für die Sprechapraxie.
Die Sprechapraxie ist klar von der Aphasie und insbesondere von der Dysarthrie/Dysarthrophonie abzugrenzen.

Stottern:
Stottern liegt vor, wenn der Redefluss unabhängig vom Willen des Sprechers durch Wiederholungen, Dehnungen und/oder Blockierungen unterbrochen oder gehemmt wird und der Sprechablauf als gestört auffällt.
Die Symptome unterteilt man in Kernsymptomatik (Primärsymptomatik) und Begleitsymptomatik (Sekundärsymptomatik).

Die Kernsymptome sind Wiederholungen (z.B. „Ta-ta-tag“, klonisch), Dehnungen („Wwwwwwetter“) und Blockaden
(„____ Baustelle“, tonisch), sowie komplexe (gemischte) Symptome, bei denen mehrere Kernsymptome kombiniert auftreten.

Die Begleitsymptome entwickeln sich sekundär, das heißt in Folge der Kernsymptome und können somit sehr unterschiedlich sein. Sie wirken sich auf sprachliche (z.B. Satzabbrüche oder -umformulierungen, Auslassung bestimmter Wörter) und nicht-sprachliche (z.B. Mitbewegungen des Gesichts oder des ganzen Körpers, Veränderung der Sprechatmung, Vermeidung von Kommunikationssituationen) Bereiche aus.

Stottern ist klar vom Poltern abzugrenzen und bei Kindern muss zudem zwischen dem Auftreten von physiologischen Unflüssigkeiten und kindlichem Stottern unterschieden werden.

T

Trauma:
Der Begriff Trauma wird in der Medizin für eine Verletzung des Körpers durch Einflüsse von außen, unabhängig davon wodurch die Verletzung entstanden ist, verwendet. Ein Trauma kann in diesem Zusammenhang z.B. durch Unfälle, Gewalteinwirkungen oder Operationen entstehen.

U

unphysiologisch:
Der Begriff unphysiologisch bezeichnet eine Abweichung von dem Normalen, Gesunden.

V

Vorausläuferfähigkeiten:
Die Entwicklung und Reifung der phonologischen Bewusstheit bildet die Grundlage für einen reibungslosen Erwerb von Lesen und Schreiben und stellt somit die verschiedenen Vorausläuferfähigkeiten für den Schriftspracherwerb dar.
Sind die Vorausläuferfähigkeiten nicht ausreichend entwickelt, kann daraus eine Lese-Rechtschreib-Schwäche (LRS) resultieren.

W

Wortfindungsproblematik:
Die Begriffe sind im Wortschatz grundsätzlich vorhanden, der gezielte Zugriff/Abruf ist allerdings erschwert. Symptomatisch kommt es in Folge der Wortfindungsproblematik häufig zu Satzabbrüchen und Wort- oder Teilsatzwiederholungen, was leicht mit Stottern verwechselt werden kann (z.B. „Und dann, und dann, und dann hab` ich gespielt.“). Folglich ist eine Wortfindungsproblematik vom Stottern abzugrenzen.

Wortschatz:

Unter Wortschatz versteht man die Begriffe, welche im Rahmen des Spracherwerbs im Gehirn gespeichert werden. Hierbei unterscheidet man zwischen passivem und aktivem Wortschatz.

Der passive Wortschatz bezieht sich auf Begriffe, die verstanden werden (rezeptiv).

Der aktive Wortschatz beinhaltet die Begriffe, die benutzt werden, um sich auszudrücken (expressiv).

Z

zentral-auditive Wahrnehmung und Verarbeitung:
Bei der zentral-auditiven Wahrnehmung und Verarbeitung geht es nicht um das Hören an sich, sondern darum, dass das Gehörte wahrgenommen und verarbeitet wird.Dies betrifft sowohl außersprachliche Bereiche (Geräusche, Töne, Klänge, Stimme) als auch sprachliche Bereiche (Laute, Silben, Wörter, Sätze). Es gibt verschiedene zentral-auditive Teilfunktionen, die sich auf alle sprachlichen und viele andere Lebensbereiche auswirken.Die Teilfunktion Aufmerksamkeit beschreibt die bewusste Wahrnehmung des Gehörten sowohl im Allgemeinen (generelle Wachheit) als auch auf bestimmte, zeitlich begrenzte, Ereignisse bezogen (selektive Aufmerksamkeit).Speicherung und Sequenz (HörMerkspanne) bezeichnen die kurzfristige Speicherung des Gehörten im Arbeitsgedächtnis, sowie das Speichern der korrekten Reihenfolge des Gehörten.Die Teilfunktionen Aufmerksamkeit und Speicherung/Sequenz bilden die Säulen, auf denen sich die zentral-auditive Wahrnehmung und Verarbeitung weiterentwickelt.Die Lokalisation dient der Wahrnehmung von Richtung und Entfernung des gehörten Reizes (Richtungshören).Die Diskrimination (Differenzierung) beschreibt die Fähigkeit, Unterschiede und Ähnlichkeiten von Sprachlauten zu erkennen.Unter Selektion (Figur-Hintergrund-Unterscheidung) versteht man die Filterung wichtiger (bedeutungstragender) Informationen von unwichtigen Informationen (Umgebungsgeräusche). Somit ist es möglich, sich innerhalb einer geräuschvollen Umgebung (Menschenmenge, Straßenlärm, etc.) auf den Dialog mit dem Gesprächspartner zu konzentrieren.Die Fähigkeit der Analyse ermöglicht die Lautidentifikation (z.B. „Hört man ein /sch/ in Schokolade?“) und die Bestimmung der Position eines Lautes im Wort (z.B. „Hört man das /sch/ im Wort Schokolade am Anfang, in der Mitte oder am Ende?“).Die Synthese beschreibt die Fähigkeit, einzelne Laute zu einem Wort zusammenzusetzen (z.B. „G-l-a-s“ = „Glas“).Die Ergänzung bezeichnet die Fähigkeit zur Vervollständigung von Wörtern. Hierbei werden fehlende Laute ergänzt (z.B. „Stern – nuppe“ = „Sternschnuppe“).